Tradition


„Washi“ – Japan Papier

Wie kaum ein anderer Werkstoff bietet das japanische Papier „Washi“ vielseitigste Einsatzmöglichkeiten in der modernen Raumgestaltung.
Über seinen heutigen Gebrauchswert hinaus stellt es einen kunsthandwerklichen Gegenstand dar. Es fasziniert nicht nur durch Feinheit und Festigkeit, sondern auch durch seine Halbtranspararenz,
die ein weiches, beruhigendes Licht hervorruft. Mit Persimonensaft imprägniert kann es Jahrhunderte überdauern.

Erfunden wurde es vor mehr als 2.000 Jahren in China. Das Datum 105 n. Chr. zeigt nur die Manufakturreife an, entstanden ist es bereits viel früher. In Japan fand es 610 zum ersten Mal Erwähnung. Es war aber wohl schon im 3. Jahrhundert in Gebrauch. Im 12. Jahrhundert kam es durch die Araber erstmals nach Europa. Die erste deutsche Papiermühle, die Papier nach ostasiatischer Methode herstellte, entstand nicht vor dem 14. Jahrhundert.

Die Materialien des „Washi“ sind ausschließlich Pflanzen, unter anderem Maulbeergewächse wie Kozo, das baumhoch wachsen kann, Sträucher wie Gampi und Mitsuamta sowie Hanf. Bei der Verarbeitung wird ausschließlich der Bast zwischen Rinde und Holz verwendet. In einem aufwändigen Verfahren wird daraus der Pulp, die Fasermasse. Diese wird in einem mit Wasser gefüllten Bottich dem „Wurzel-Leim“ hinzugefügt, aufgeschwemmt und schließlich mittels eines Siebes in dem eine feine Matte liegt geschöpft. Der sogenannte „Wurzel-Leim“ ist eine Erfindung der Japaner zur besseren Verzahnung der Fasern. Nach dem Auspressen des Wassers auf einer großen Presse bringt man Blatt für Blatt auf Trockenbretter auf, die dann der Luft ausgesetzt werden.

Doch beim weißen Blatt bleibt es nicht. Die Dekormöglichkeiten sind unerschöpflich. Dem Pulp können Fasern und Fäden, Rindenschnipsel, Blätter, Blüten und sogar Gold- oder Silberplättchen beigefügt werden. Schon seit frühester Zeit färbte man das ganze Blatt ein, legte Metallornamente auf und erhielt so einen Wasserzeicheneffekt. Dieses Papier dient noch heute als Mal- und Schreibfläche für Dokumente und Niederschriften von Gedichten.

Seit Anbeginn wurde es aber auch zu vielerlei Gegenständen weiterverarbeitet, wie Behältnisse, Fächer, Helme, Gewänder und Taschentücher, sowie zur Wandverkleidung eingesetzt. Dabei wird es vor allem für Schiebewände und Fenster, sogenannte „Shoji“ verwendet. Das hölzerne Gitterwerk ist mit jenem weißen, halbtransparentem Papier beklebt, das jedoch sehr lichtempfindlich ist und häufig erneuert werden muss.

Abhilfe schaffte hier vor einigen Jahren eine neue Entwicklung. Durch eine Beschichtung, der PVC-Laminierung, wird das „Washi“ fest und erhält eine glatte Oberfläche. Damit ist es auch für den Einsatz in der modernen Raumgestaltung gut geeignet. Dabei bewahrt es seinen ursprünglichen Charme. Die sanfte Lichtdurchlässigkeit lässt das faszinierende Spiel von Licht und Schatten zu und taucht dem Raum in ein warmes Licht. Berührt man es nicht, ist es von unbeschichtetem „Washi“ kaum zu unterscheiden. So eignet sich auch in Europa vorzüglich für Schiebefenster und Trennwände im „Shoji“-Stil. Darüber hinaus wird es auch für Rollos und Tapeten verwendet.